Rezension: “Rassismus in der Polizei” (Hunold/Singelnstein)

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“I can’t breathe” – dieser Satz wurde zum Symbol rassistischer Polizeipraktiken, die in den USA überproportional oft zum Tod schwarzer Menschen führen. Doch auch die deutsche Polizei wurde in den letzten Jahren immer wieder von Rassismus-Skandalen erschüttert. Umso wichtiger, dass sich jetzt ein Buch der Thematik in Form einer wissenschaftlichen Bestandsaufnahme annimmt. „Rassismus in der Polizei“, das von Hunold/Singelnstein herausgegeben wird, erschien 2022 bei SpringerVS und ist in der open access Version kostenlos online abrufbar.

Prof. Dr. Daniela Hunold ist Diplom Kriminologin und Diplom Geographin. Sie promovierte 2014 an der Universität Freiburg zum Thema „Polizei im Revier – Polizeiliche Handlungspraxis gegenüber Jugendlichen in der multiethnischen Stadt“ und war Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Deutschen Hochschule der Polizei. Seit 2022 ist sie Professorin für Soziologie mit Schwerpunkt Empirische Polizeiforschung an der HWR Berlin.

Tobias Singelnstein ist ein deutscher Rechtswissenschaftler und Kriminologe. Er war Inhaber des Lehrstuhls für Kriminologie an der Juristischen Fakultät der RUB und ist seit 2022 Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie an der Juristischen Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt.

32 Expert:innen-Beiträge auf 750 Seiten

Der Open Access-Band „Rassismus in der Polizei“ arbeitet das Themenfeld Polizei und Rassismus in 32 Beiträgen renommierter Expert:innen auf rund 750 Seiten umfassend auf. Das Buch ist in sechs Abschnitte gegliedert. Angesprochen werden begriffliche, rechtliche und historische Grundlagen, Formen und Entstehungszusammenhänge von Rassismus, unterschiedliche polizeiliche Tätigkeitsbereiche, Folgen von Rassismus, Möglichkeiten der wissenschaftlichen Untersuchung sowie der mögliche Umgang mit dem Problem.

Die verschiedenen Beiträge schaffen dabei ein ausgewogenes Verhältnis zwischen rechtlicher Theorie und Polizeipraxis. Begriffsdefinitionen aus der Rassismusforschung finden genauso ihren Platz wie die Formen und Entstehungszusammenhänge von Polizeigewalt in Deutschland. Ursachen und Präventionsmöglichkeiten werden beleuchtet und die Thematik „cop culture“, „Black Box Polizei“ und „racial profiling“ problematisiert. Auch die Folgen für die Gesellschaft werden erörtert und Lösungsansätze diskutiert.

Systematische Aufarbeitung – open access

Denn obwohl das Thema Rassismus bei der Polizei in den vergangenen Jahren Gegenstand gesellschaftlicher Debatte war, sind Ausmaße und Formen des Rassismus in der deutschen Polizei bisher nur in Ansätzen untersucht worden. Als Grund nennen die Herausgeber:innen die Abschottungspraxis der Polizei gegenüber unabhängigen, wissenschaftlich Forschenden, das Fehlen einer akademisch institutionalisierten Polizeiforschung und der mangelnde politische Wille zur unabhängigen Beforschung der Polizei.

Hier schafft das Buch erste Abhilfe, indem es eine Grundlage für die Auseinandersetzung mit dem Thema schafft und den Forschungsstand aus verschiedenen Disziplinen zusammenführt und systematisch aufarbeitet.

Durch die open access Veröffentlichung ist die Beschäftigung mit diesem wichtigen Thema jedermann und jederfrau kostenlos möglich. Neben Jurist:innen, Polizist:innen, Soziolog:innen und anderen wissenschaftlich interessierten Personen können sich so auch interessierte Laien der Thematik annähern und sich umfassend informieren. Damit leistet das Buch bereits durch seine Art der Veröffentlichung einen Beitrag zur weiteren öffentlichen Debatte über Rassismus bei der Polizei.

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