Juraprofessorinnen und Juraprofessoren: Diese 6 Typen erwarten Dich in der Vorlesung

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Der Juraprofessor, das unbekannte Wesen. Wobei es vermutlich lieber „die Juraprofessorin, das unbekannte Wesen“ heißen sollte. Denn Frauen sind in der juristischen Wissenschaft noch immer unterpräsentiert. Doch das ist nochmal ein anderes Thema. Hier soll es darum gehen, welche Typen von Professorinnen und Professoren Dich im Jurastudium erwarten. Der Text ist natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen – du wirst jedoch schnell merken, dass er auch ein Fünckchen Wahreit beinhaltet.

Tipps fürs Jurastudium

Der Angeber

Für den Angeber ist der Hörsaal eine Bühne. In der Vorlesung geht es weniger darum, den Jurastudierenden etwas beizubringen oder auf Fragen einzugehen, sondern nur darum, sich selbst zu präsentieren. Der Angeber liebt das Rampenlicht und verbringt nur wenig Zeit in seinem Büro. Denn am liebsten präsentiert er sein Wissen den Studentinnen und Studenten. Der Angeber ist immer korrekt gekleidet – Anzug und Krawatte muss es sein. Dazu das farblich abgestimmte Einstecktuch. Auch die bunten Socken, die Individualität ausdrücken sollen, dürfen natürlich nicht fehlen. Der Angeber besitzt Charisma und tritt auch im Audimax vor 500 Jurastudierenden selbstbewusst auf. Seine Stimme ist wohlmoduliert – man hört ihm gerne zu.

Fachlich hat er sich auf seine Lieblingsrechtsgebiete spezialisiert. Die Vorlesungsfolien werden akribisch von seinen Mitarbeitenden vorbereitet und ebenso akribisch vom Angeber präsentiert. Dabei stolziert er im Vorlesungssaal auf und ab. Leider hört der Angeber sich selbst am liebsten reden. Störende Zwischenfragen werden von ihm deswegen im Keim erstickt. Eine aktive Mitarbeit der Studierenden ist nicht erwünscht. Sollte sein Redeschwall doch einmal von einem Studierenden unterbrochen werden, reagiert der Angeber verärgert. Niemand soll ihm das Rampenlicht stehlen!  

Der Schussel

09.25 Uhr: Vom Professor fehlt immer noch jede Spur – langsam werden die Studierenden unruhig und beginnen zu tuscheln. 09.30 Uhr: Der Schussel eilt mit gehetztem Blick und zerknitterter Kleidung in den Hörsaal. Seine Haare sind zerzaust. Die ersten fünf Minuten verbringt der Schussel damit, seine Brille zu suchen. Dabei fällt ihm die vollgestopfte Tasche vom Pult. Der Inhalt entleert sich über den Hörsaalboden. Als um 09.45 endlich der Beamer funktioniert und die richtige Vorlesungsfolie aufgerufen ist, beginnt die Vorlesung.

Der Schussel hat grundsätzlich Ahnung von seiner Materie und Freude am Interesse der Studierenden. Doch er ist schlecht vorbereitet. Man weiß vorher nie, welcher Übungsfall in der Stunde besprochen wird oder ob die Zeit ausreicht, um ein Thema bis zum Ende zu besprechen. Zwischenfragen lässt der Schussel gerne zu – geben sie ihm doch Zeit, sich zu sammeln. Gerne erklärt der Schussel Themen auch zwei- oder dreimal, bis wirklich alle ihn verstanden haben. Das ist zwar nett, man kann sich aber grundsätzlich darauf verlassen, dass der Schussel es nie schafft, den kompletten Vorlesungsstoff durchzubringen – also heißt es doch wieder zu Hause lernen.

Der Forscher

„Oh nein, schon wieder eine Vorlesung. Und dann auch noch Erstis!“ Der Forscher würde seinen Lehrauftrag am liebsten an den Nagel hängen und seine restliche Zeit in einer Bibliothek verbringen. Er interessiert sich ganz besonders für exotische Randthemen und Stoff, der garantiert nicht prüfungsrelevant ist. Beispielsweise die Stellung von prostituierten Sklavinnen im römischen Recht. Ist das nicht faszinierend?!

Der Forscher kommt seiner Lehrverpflichtung nur widerwillig nach. Mit monotoner Stimme liest er seit 40 Jahren die gleichen vergilbten Folien – die noch mit einem Overhead-Projektor an die Wand geworfen werden – ab. Von der Schuldrechtsreform hat er noch nie etwas gehört. Er spricht lieber – wie vor dem Jahr 2002 – weiterhin von „Wandelung“ (statt von „Gewährleistung“). Immer wieder weicht er vom prüfungsrelevanten Stoff ab, um stattdessen über seine Lieblingsthemen zu sprechen. Leider sind die so überhaupt nicht examensrelevant. Überpünktlich eilt er aus dem Hörsaal, um sich endlich seinem nächsten Aufsatz für die NJW widmen zu können. Du atmest erleichtert auf und beschließt, diese Vorlesung in Zukunft lieber sausen zu lassen.

Der Engagierte

Ein exotisches Getier unter den Juraprofessoren: der Engagierte. Er freut sich bereits im Voraus auf jede Vorlesung und bereitet diese liebevoll vor. Als einer der einzigen Juraprofessoren bietet er ein ausführliches Vorlesungsskript an, das zu jedem Thema auch einen Übungsfall mit Musterlösung beinhaltet. Sein Lehrbuch gibt es als kostenloses open access Dokument im Internet. In der Vorlesung geht er auf die Fragen der Studierenden gerne ein und motiviert sie, aktiv mitzuarbeiten. Vor der Klausur bietet er einen kleinen Crashkurs zum Erlaubnistatbestandsirrtum an, weil er das Gefühl hat, dass einige Studierende damit noch Schwierigkeiten haben.

Freiwillig übernimmt der Engagierte außerdem die Erbrechtsvorlesung einer erkrankten Kollegin. Der Engagierte ist auch in diesem Semester wieder Studiendekan und arbeitet eng mit der Fachschaft zusammen. Einmal in der Woche leitet er die Refugee Law Clinic der Universität. Seine Sprechstunde wird von den Jurastudierenden gerne genutzt. Wieso können nicht alle Juraprofessoren so sein? Du bist ein bisschen verliebt…

Der Kumpeltyp

Als ein Mittvierziger in Jeans und T-Shirt in den Vorlesungssaal läuft, denkst du zunächst, dass es sich dabei um einen Wissenschaftlichen Mitarbeiter handelt, der den Beamer einrichten soll. Doch Irrtum: es ist der Kumpeltyp. Lässig beginnt er seine Vorlesung und duzt alle Anwesenden. Der Kumpeltyp ist bei den Jurastudierenden zunächst beliebt – hat man doch sofort das Gefühl auf Augenhöhe Fragen stellen zu können. Im Gegensatz zu anderen Professoren gibt er einem nicht das Gefühl, eine lästige Plage zu sein. Nach der Vorlesung fragt der Kumpeltyp, wer jetzt noch in die Mensa geht.

Oft ist der Kumpeltyp von seinen studentischen und wissenschaftlichen Mitarbeitenden umringt an der Uni unterwegs. Beispielsweise in der Cafeteria oder beim Fußballspielen im Park. Doch schon bald macht sich das Gerücht breit, dass der Kumpeltyp eine Studentin datet. Und siehe da: auf der nächsten Fachschaftsparty taucht er (mal wieder) mit einer jungen Kommilitonin an seiner Seite auf und spielt den DJ. Cringe!

Der Sadist

Der Sadist wurde Juraprofessor, um dich zu quälen. Er betritt den Hörsaal und verlangt sofort absolute Ruhe. Studierende, die eine – aus seinen Augen lächerliche – Frage stellen, stellt er vor allen Kommilitonen bloß. Bereits in der dritten Stunde getraut sich niemand mehr, etwas zu fragen. Jede Stunde beginnt der Sadist damit, Definitionen abzufragen. Dabei werden die Studierenden nach dem Zufallsprinzip aufgerufen und bei einer falschen Antwort bloßgestellt. Nach einem Monat haben sich die Ränge merklich geleert, weil sich gut ein Drittel nicht mehr in die Vorlesung getraut.

In der Klausur fragt der Sadist absichtlich ein Thema ab, das er in der Vorlesung nicht besprochen hat. Es erfüllt ihn mit großer innerer Zufriedenheit, dass 70 Prozent seine Klausur nicht bestehen. Er macht dafür die „dummen“ Studierenden verantwortlich. Auf Seite 671 seines Lehrbuches wäre doch in Fußnote 2756 ein Hinweis auf eben jenen abgefragten Fall zu finden gewesen. Wie könne man nur so faul sein und sich derart schlecht vorbereiten? Du wirst nie wieder freiwillig einen Fuß in eine Vorlesung des Sadisten setzen und betest, dass er nicht dein Prüfer in der mündlichen Prüfung wird.

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JURios. Kuriose Rechtsnachrichten. Kontakt: redaktion@jurios.de

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