GenZ-Anwält:innen legen mehr Wert auf Moral & Ethik im Beruf

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Der Rechtsdienstleister Obelisk Legal Support Solutions aus London hat die Wünsche und Anforderungen junger Jurist:innen an ihre Arbeit untersucht. Das überraschende Ergebnis präsentiert das Unternehmen in ihrem Bericht „World in Motion: why the legal profession cannot stand still“. Demnach legt GenZ mehr Wert auf Nachhaltigkeit sowie Ethik und Moral ihres Arbeitgebers.

„The next generation of lawyers is expecting the legal profession to shift to a business model that prioritises sustainability beyond profitability”

Dana Denis-Smith

GenZ will die Welt verbessern

Befragt wurden junge Anwält:innen aus Großbritannien, der Report bezieht sich aber auch auf andere Umfragen aus der Rechtsbranche. Die Ergebnisse könnten die Arbeitswelt verändern.

86 % der jungen Anwält:innen gibt an, dass sie durch ihre Arbeit in der Anwaltschaft einen positiven Wandel in der Gesellschaft herbeiführen möchten. Nahezu drei Viertel der jungen Anwält:innen stimmten der Aussage zu, dass sie nicht für eine Kanzlei arbeiten würden, deren Werte nicht mit ihren eigenen übereinstimmen. Und das sogar, wenn diese ihnen mehr Geld anbieten würde.

Noch interessanter wird es aber, wenn man sich die Arbeitsweise der jungen Anwält:innen ansieht. So gehört es zum Alltagsgeschäft von Awältinnen und Anwälten, auch unangenehme Mandant:innen zu vertreten oder Unternehmen bei Entscheidungen zu beraten, die man inhaltlich selbst nicht teilt. GenZ sieht das jedoch etwas anders. Zwei Drittel der befragten Berufseinsteiger:innen gaben an, dass ihr Arbeitgeber es ihnen erlauben sollte, die Mitarbeit an bestimmten Themen aus ethischen Gründen verweigern zu können. Gleichzeitig gaben nur 18 % an, dass ihnen dies bei ihrem aktuellen Arbeitgeber erlaubt sei. Rund die Hälfte gab an, sich an ihr Management zu wenden, falls sie angewiesen werden, etwas zu tun, das sie für unethisch halten.

Auch das Thema Klimawandel und Umweltschutz wird in den kommenden Jahren immer wichtiger werden, sodass sich Kanzleien entscheiden müssen, wie sie sich in dieser wichtigen Frage positionieren.

Mehr Diversität mit Quoten?

Seit 2017 gibt es erstmals mehr weibliche Solicitors als männliche. Doch obwohl inzwischen 53 % der praktizierenden Solicitors Frauen sind, machen sie bei der Partnerschaft in den Kanzleien nur 18 % aus. Diese Zahl hat sich in den letzten 15 Jahren kaum verändert. Die Ränge dünnen also aus, je weiter man sich auf der Karrieretreppe nach oben bewegt.

Ethnische Minderheiten machten 18 % der Anwaltschaft aus und sind dreimal so häufig als Einzelanwält:innen tätig wie ihre Kolleg:innen. Anwält:innen aus niedrigeren sozialen Schichten benötigten durchschnittlich 18 Monate länger, um  Partner:in zu werden. Viele Universitäten und Kanzleien haben inzwischen Programme gestartet, um Frauen sowie enthische Minderheiten und sozial benachteiligte Personenkreise zu unterstützen. Einige dieser Ansätze sehen das Erreichen bestimmter Prozentzahlen konkret vor, sodass das Unternehmen eine „Quote“ zu erfüllen hat.

Mentale Gesundheit weiter ein Problem

Gleichzeitig ist das Thema mentale Gesundheit noch nicht vom Tisch. Eine Untersuchung der Law Society ergab dieses Jahr, dass Anwält:innen bei allen Fragen des positiven Wohnbefindens niedriger als der britische Durchschnitt abschneiden – überdurchschnittlich viele geben an, von Ängsten geplagt zu sein. Ein Viertel aller Solicitors gaben an, sie würden sich bei der Vorstellung unwohl fühlen, ihrem Arbeitgeber inakzeptables Verhalten (wie z.B. Mobbing) zu melden.

Als eines der Beispiele, wie die jüngere Generation diskriminiert wird, nennt der Report die Tatsache, dass viele Kanzleien ihren Partner:innen inzwischen eine fünf-Tage-Woche im Homeoffice bieten. Gleichzeitig müssten Berufsanfänger:innen jeden Tag im Büro erscheinen, wo sie exzessiv kontrolliert würden. “Auch hier geht es um unnötiges Leid/übermäßige Überwachung, obwohl die Pandemie bewiesen hat, dass die meisten Aufgaben zu Hause erledigt werden können. Warum haben einige Kanzleien Angst, sich auf eine hybride Arbeitsweise einzustellen?”, fragt Abigail Pigden.

Der Report zeigt eindeutig, dass sich auch die Rechtsbranche im Umbruch befindet. Themen, die früher belächelt wurden, sind inzwischen zu wichtigen Einstellungsfaktoren geworden. Allen voran Nachhaltigkeit, Diversität und Mental Health. Personenkreise, die diskriminiert werden und wurden, kämpfen gleichzeitig um ein Stück vom Kuchen.

“Legal businesses that reflect the core principles of purpose, equality and environmental awareness will be the trusted partners of clients.”

Dana Denis-Smith

Report: https://obelisksupport.com/

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