Am Lehrstuhl für „Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie“ der Universität des Saarlandes gibt es ein neues Projekt, das man als Jurastudent:in auf keinen Fall verpassen sollte. „Klausuren in Echzeit“ verbindet klassische Fallübung mit einem realistischen Bild davon, was in Juraklausuren von den Studierenden erwartet wird.
Prof. Mustafa Temmuz Oğlakcıoğlu stellt mit seinem Lehrstuhlteam in regelmäßigen Abständen echte Übungsfälle aus dem Strafrecht auf seiner Website zur Verfügung. Was sich zunächst wie eine „ganz normale“ online Fallsammlung anhört, hat aber einen interessanten „Spin“. Einerseits erhalten die Studierenden eine Musterlösungsskizze gestellt, andererseits aber auch besonders gute Klausurlösungen ihrer Kommiliton:innen. Im Original. Neben der „perfekten“ Lösung erhält man so auch verschiedene „authentische“ Lösungen. So können sich die Jurastudierenden ein besseres Bild davon machen, wo sie im Verhältnis zu ihren Kommiliton:innen stehen und was realistischerweise von einem Bearbeiter oder einer Bearbeiterin verlangt werden kann. Außerdem erhalten die Studierenden über die Randbemerkung der Korrektor:innen einen Einblick in den Korrekturprozess.
Einblick in den Korrekturprozess und authentische Selbsteinschätzung
Auf seinem Instagram-Account erklärt Prof. Oğlakcıoğlu das Konzept folgendermaßen: „Das Besondere: Zunächst werden „authentische“, d.h. von Studierenden am Prüfungstermin abgefasste und zur Veröffentlichung freigegebene Lösungen wiedergegeben. Es handelt sich insofern nicht um „Musterlösungen“, sondern besonders gelungene Bearbeitungen […]. Im Anschluss folgt sodann die ausformulierte und um weitere Hinweiskästchen ergänzte [Muster-]Lösung, die den Korrigierenden zur Orientierung zur Verfügung gestellt wurde.“
In den Kommentaren zeigen sich sowohl Studierende als auch Lehrende begeistern von diesem Ansatz. So wird gelobt, das Konzept könne den Studierenden die Angst vor dem Echtfall nehmen.
Im ersten Fall aus dem Sommersemester 2023, der bereits online ist, geht es um eine “Lektion” nach einem Kneipenabend. Das Opfer der Körperverletzungen verstarb dabei unbemerkt von den Täter:innen. Zu problematisieren war dabei der Rücktritt vom untauglichen Versuch. Als Beispiel wird neben der Musterlösungsskizze auch eine abgegebene Klausurlösung abgedruckt, die mit 16 Punkten bewertet wurde.
