US-Verschwörungstheoretiker muss Eltern eines Sandy-Hook-Opfers vier Millionen US-Dollar bezahlen

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Der rechtsradikale Radiomoderator Alex Jones muss den Eltern eines der Opfers des Sandy-Hook Schulmassakers vier Millionen US-Dollar bezahlen. Der Verschwörungstheoretiker hatte behauptet, dass der Amoklauf überhaupt nicht stattgefunden habe, sondern lediglich inszeniert worden sei.

Die Sandy-Hook-Grundschule in Connecticut war 2012 Schauplatz eines der tödlichsten Schulmassaker der USA. Am 14. Dezember eröffnete der damals 20-Jährige Adam Lanza das Feuer in der Schule und tötete 26 Menschen. Darunter 20 Grundschulkinder. Anschließend erschoss sich der Täter selbst. Sein Motiv ist bis heute unklar.

Einige Jahre später behauptete Jones, der als Radiomoderator arbeitet, aber auch als Internetunternehmer auftritt, auf seinem Blog, das Schulmassaker sei in Wahrheit von der damaligen Regierung Obama mit Hilfe von Schauspieler:innen vorgetäuscht worden, um das Recht auf Waffenbesitz einschränken zu können. Diese Behauptung trug Jones im Frühjahr 2018 Anzeigen wegen Verleumdung (defamation) ein. Eltern von insgesamt sechs in Sandy Hook getöteten Kindern reichten Klage gegen ihn ein.

„Crisis actors“ als Verschwörungstheorie

Verschwöungstheorien rund um sogenannte „crisis actors“ sind in den USA beliebt. Sie werden besonders gerne von Rechten geteilt. Kernthese ist, dass viele der Katastrophen des 21. Jahrhunderts überhaupt nichts stattgefunden haben, sondern mit Schauspieler:innen inszeniert worden seien, um bestimmte politische Reformen durchzusetzen. Beispielsweise eine Verschärfung des Waffenrechts. So wird z.B. auch der Schüler David Hogg, der 2018 das Massaker an seiner Highschool in Parkland (Florida) überlebte, im Internet als crisis actor defamiert.

Bereits 2021 war Jones von einem Gericht in Texas verurteilt worden, den Eltern eines Sandy-Hook-Schülers 100.000 US-Dollar zu bezahlen. Das Urteil war vom Supreme Court im Juni 2021 bestätigt worden. Ein Geschworenengericht – ebenfalls in Texas – sprach den Eltern Neil Heslin and Scarlett Lewis jetzt ein Schmerzensgeld in Höhe von vier Millionen US-Dollar zu.

Sehr kurios: Der Klägeranwalt Mark Bankston hatte im Gerichtssaal für eine Überraschung gesorgt. Er verkündete öffentlich, dass Jones’ Anwälte ihm versehentlich eine komplette digitale Kopie des Handys des Verschwörungstheoretikers zugeschickt hätten. Darunter auch Nachrichten, in denen Jones das Blutbad in der Sandy-Hook-Grundschule leugnet. Das kann für ihn jetzt noch problematischer werden. Denn zuvor hatte Jones unter Eid ausgesagt, dass sich derartige Beweise nicht auf seinem Handy befänden. Es kann also gut sein, dass neben der Schadensersatzzahlung auch noch ein Strafprozess wegen Meineids auf den Radiomoderator zukommt.

Jones Website infowars hat inzwischen Insolvenz angemeldet. Er gilt als Anhänger von Ex-Präsident Trump und soll im Januar 2021 beim Sturm aufs Kapitol vor Ort gewesen sein.

Update: 965 Millionen US-Dollar Schmerzensgeld

Ein Geschworenengericht in Connecticut verurteilte Jones im Oktober 2022 zu einer weiteren Schmerzensgeldzahlung in Höhe von 965 Millionen US-Dollar. Die Gesamtsumme setzt sich aus insgesamt 15 separate Schiedssprüchen zusammen, die von 28 bis 120 Millionen Dollar reichen. Die Zahlungen richten sich an Angehörigen der Opfer des Amoklaufs an der Sandy-Hook-Grundschule und an einen FBI-Agenten, der während des Massakers vor Ort war.


Fundstelle: https://www.nytimes.com/

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