Prof. Moriarty und Co. – Bösewichte und Genies des Verbrechens: was macht sie aus?

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Wir alle lieben gute Geschichten. Und zu einer guten Erzählung gehört auch immer ein genialer, angsteinflößender, skrupelloser Superschurke. Doch was macht die „Genies des Verbrechens“ in Buch und Film aus? Was verbindet Prof. Moriarty, Fantômas, den Joker, Loki und Dr. Mabuse?

Mit Professor Moriarty, Fantômas und Doktor Mabuse entstanden um 1900 herum viele Bösewichte, die Literatur und Film bis heute prägen. Doch Superschurken gab es bereits viel früher. Man denke nur an „Frankensteins Monster“ aus dem 1818 erschienenen Roman Frankenstein von Mary Shelley. Der Bösewicht ist hier aber strenggenommen nicht das „Monster“, sondern sein Schöpfer, Victor Frankenstein.

Und auch die Bösewichte des 20. und 21. Jahrhunderts lassen uns zwischen Grusel und Bewunderung erstarren. So beispielsweise der gefürchtete Horror-Clown Pennywise aus Stephen Kings Es (1986). Deutlich realer ist da schon der Nazi Hans Landa, der in Quentin Tarantinos Inglourious Basterds (2009) erbarmungslos Jagd auf Juden und andere „Volksverräter“ macht. Fast schon „klassisch“ muten da Sauron aus Herr der Ringe und Darth Vader aus Star Wars an. Aber auch an Goldfinger, Blofeld und Dr. No als Gegenspieler von James Bond muss man sofort denken. Geradezu überschüttet werden vor allem Kinder und Jugendliche seit 2008 (Iron Man) das Marvel Cinematic Universe mit einer ganzen Reihe an Comic-verfilmungen startete. Und jeder Comic-Held hat – wie wir alle wissen – auch einen Gegner bzw. Antihelden.

Doch was macht ein echtes „Genie des Verbrechens“ eigentlich aus? Damit beschäftigte sich bereits 2011 der Richter am LG Dr. Andreas Grube in dem Aufsatz „Genies des Verbrechens“ – Professor Moriarty, Fantômas, Doktor Mabuse“ (NJW 2011, 708).

Professor Moriarty

Sir Arthur Conan Doyle schuf 1886 den berühmten Meisterdetektiv Sherlock Holmes, der gemeinsam mit seinem Freund und Mitbewohner Dr. Watson knifflige Kriminalfälle in England löst. Doch Doyle wurde der Meisterdetektiv schnell überdrüssig und so beschloss er bereits 1893, seinen Hauptcharakter sterben zu lassen. Für den Tod seines Helden schuf Doyle einen ebenbürtigen Gegner, den Superschurken Prof. Moriarty:

 „Er ist der Napoleon des Verbrechens, Watson. Er ist der Organisator der Hälfte all dessen, was in dieser großen Stadt an Bösem geschieht, und von nahezu allem, was ungeklärt bleibt. Er ist ein Genie, ein Philosoph, ein abstrakter Denker. Er hat einen Verstand von erstem Rang. Er sitzt reglos wie eine Spinne im Zentrum ihres Netzes, aber dieses Netz hat tausend Fäden, und er kennt jedes Zittern genau.“

Fantômas und Dr. Mabuse

Dass durchaus auch Juristen zur Schriftstellerei und Kreativität neigen, zeigt der französische Bösewicht Fantômas. Die beiden Journalisten Pierre Souvestre und Marcel Allain lernten sich während ihres Jurastudiums kennen und schufen 1911 den gewissenslosen Verbrecher Fantômas. In monatlicher Folge erschienen so bis 1913 insgesamt 32 Fantômas-Romane in Millionenauflage. Die Verfilmungen mit Louis de Funès als trotteliger Kommissar Juve sind bis heute gern gesehene Klassiker.

„Fantômas.“
„Was haben Sie gesagt?“
„Ich habe ‚Fantômas’ gesagt.“
„Und was bedeutet das?“
„Nichts. … Alles!“
„Aber was ist es?“
„Niemand … und doch, ja, ist es jemand!“
“Und was tut dieser Jemand?“
„Angst und Schrecken verbreiten!“

Und auch die Figur des Dr. Mabuse (1920) geht auf einen (angehenden) Juristen zurück. Der Schriftstellers Norbert Jacques schuf ihn, nachdem er sein Jurastudium abgebrochen hatte. Dr. Mabuse ist von Beruf Psychoanalytiker. Er besitzt hypnotische Fähigkeiten und gilt auf Grund seiner Verkleidungskünste als „Mann mit den tausend Gesichtern“. Sein Ziel: die Schaffung einer neuen, utopischen Gesellschaft, frei von Korruption. Sein Gegenspieler, der Staatsanwalt von Wenk, versucht ihm mehrmals das Handwerk zu legen. Von 1960 bis 1964 entstanden sechs Mabuse-Filme in schwarzweiß.

Sechs entscheidende Merkmale

In seinem Aufsatz arbeitet Grube anhand der drei Figuren insgesamt sechs Merkmale heraus, die ein Verbrecher-Genie ausmachen.

  • ist ein Meister der Verstellung und Manipulation,
  • schafft mit skrupelloser Gewalt eine bedrohliche Atmosphäre der Verunsicherung und Angst,
  • ist Kopf einer perfekt funktionierenden Organisation,
  • verfolgt rücksichtslos eigensüchtige Motive,
  • nutzt alle technischen Möglichkeiten seiner Zeit und
  • hat einen gleichwertigen Gegner, der in einem waffengleichen Zweikampf das Prinzip der Ordnung verkörpert.

Sein Fazit: „Mit dem „Genie des Verbrechens“ – verkörpert durch Professor Moriarty, Fantômas und Dr. Mabuse – wurde die Figur des modernen Erzbösewichts in der Kriminalliteratur etabliert, wie sie bis heute für viele Romane und Filme prägend ist. Ausgestattet mit herausragenden kriminellen Fähigkeiten bildet das Verbrechergenie den notwendigen Widerpart zu der Recht und Ordnung vertretenden Ermittlerfigur. Darüber hinaus werden in ihren Charakteren die Bedrohungsängste der jeweiligen Entstehungszeit erkennbar.“

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