Jurastudium: Welcher Schreibtyp bist Du?

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Das Jurastudium besteht vor allem aus einem: Lesen und Schreiben. Spätestens, wenn die erste Hausarbeit ansteht, wirst Du Dich umsehen und merken, dass Deine Kommiliton:innen vielleicht ganz anders an den Text herangehen als Du. Denn es gibt verschiedene Schreibtypen. Welche das sind und wie Du von diesem Wissen für Dein Jurastudium profitieren kannst, erklären wir Dir hier.

„Schreibe ich eigentlich richtig? Und was ist ‘richtig’?“ Diese Frage stellen sich viele Jurastudierende spätestens im zweiten Semester. Oft hat man in der Schule weder das Lernen gelernt – noch das Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten. Dabei ist es erst einmal egal, ob es um eine Hausarbeit geht, die wir Jurastudierenden im Gutachtenstil schreiben oder ob es um eine Seminar- oder Schwerpunktarbeit geht. Denn die Frage danach, welcher Schreibtyp man ist, betrifft weniger den Inhalt des Textes, sondern vielmehr wie man an den Schreibprozess herangeht. Dazu haben sich im Groben vier Schreibtypen herauskristallisiert, die wir Dir hier vorstellen werden:

Ersti Tipps

Der oder die Abenteurer:in

Du gehst locker flockig an den Text heran und schreibst meistens einfach drauflos? Statt viel Zeit mit einer kleinteiligen Gliederung zu verbringen, entwickelst Du Deine Ideen während des Schreibprozesses? Manchmal fehlt es Deinen Texten an Struktur und Du verlierst schnell den roten Faden? Dann gehörst Du zum Typ Abenteurer:in. Folgende Kriterien machen diesen Schreibtyp laut dem Schreibtypentest der Leuphana Universität Lüneburg aus:

  • schreiben gerne einfach drauflos, ohne sich viele Gedanken um die Struktur zu machen,
  • entwickeln ihre Ideen oder die Struktur ihrer Texte während des Schreibens,
  • nutzen das Schreiben, um damit weiter zu denken und auf neue Gedanken und Ideen zu kommen,
  • schweifen beim Schreiben leicht von ihrem Kernthema ab und verlieren mitunter die Orientierung,
  • verändern den Textaufbau noch während des Schreibens und überdenken ihre Gliederung immer wieder neu.

Die gute Nachricht: du hast keine Angst vor einem weißen Blatt Papier und es fällt Dir nicht schwer, mit dem Schreiben zu beginnen. Während Deine Kommiliton:innen noch mit ihrer Gliederung kämpfen, hast Du schon zehn Seiten Text fabriziert. Das ist super: du kommst voran!

Für Jurastudierende, die diesem Schreibtyp angehören, gibt es aber ein paar Punkte zu beachten. Jura ist in einem höheren Maße als andere Studiengänge von einer klaren Sprache, einer knappen Ausdrucksweise und einem logischen Vorgehen geprägt. Das bedeutet: In Hausarbeiten, in denen es einen Fall gutachterlich zu lösen gilt, musst Du Dich zwingend stur an den Gutachtenstil halten. Das kann für Kreative und Freigeister beschwerlich sein, wird jedoch mit guten Punkten belohnt.

Und auch in Deiner Seminar- oder Schwerpunktarbeit solltest Du den roten Faden nicht verlieren. Es ist in Ordnung, einfach drauf loszuschreiben und beim Schreiben neue Gedanken zu entwickeln. Zumindest eine ganz grobe Gliederung solltest Du Dir vorher aber anlegen – und natürlich musst Du inhaltlich im Thema drin sein, also zumindest bereits grundlegende Recherchen angestellt haben. Ansonsten weißt Du ja überhaupt nicht, was Rechtsprechung und Literatur zu Deinem Thema sagen und was Du da eigentlich zu Papier bringst.

Der oder die Architekt:in

Du bereitest Dich akribisch auf die anstehende Hausarbeit vor? Du recherchierst das Thema in der Bib bis ins kleinste Detail und erstellst daraus eine zehnseitige Gliederung mit massenhaft Unterpunkten? Beim Schreiben verfolgst Du ein klares Ziel und änderst Deinen Text nachträglich kaum noch ab? Dann bist Du ein:e Architekt:in. Folgende Kriterien machen diesen Schreibtyp laut dem Schreibtypentest der Leuphana Universität Lüneburg aus:

  • erstellen ihre Gliederung, bevor sie mit dem Ausformulieren ihres Textes beginnen,
  • planen gedanklich bis ins Detail,
  • zögern das Ausformulieren von Texten oft hinaus, weil sie noch warten, bis ihre Gedanken im Kopf ausgereift sind,
  • generieren beim Ausformulieren von Texten eher keine neuen Ideen mehr,
  • neigen generell nicht zum Arbeiten ohne klares Ziel.

Dein Herangehen an das Schreiben von Texten verträgt sich sehr gut mit dem Jurastudium. Denn in Hausarbeiten geht es weniger darum, eigene kreative Ideen zu entwickeln. Vielmehr bestehen vor allem juristische Gutachten hauptsächlich aus der strukturierten Wiedergabe fremder Ansichten – meist Rechtsprechung und Literatur. Und wenn Du etwas kannst, dann einer vorgegebenen Struktur (in unserem Fall dem Gutachtenstil) folgen. Prima.

Bedenke hierbei jedoch, dass Du eine Abgabefrist einzuhalten hast. Deine Hausarbeit muss pünktlich auf dem Tisch des oder der Korrektor:in liegen. Es bringt Dir nichts, alles perfekt zu recherchieren und eine umfassende Gliederung zu schreiben, wenn Du später Probleme hast, Deine Gedanken aufs Papier zu bringen. Denn das Gutachten will ausformuliert werden. Hab keine Angst vor dem Anfang, sondern bringe den Text Schritt für Schritt so wie es in Deiner Gliederung steht aufs Papier.

Das Eichhörnchen

Dein Hausarbeitendokument gleicht einem Flickenteppich? Du sammelst punktuell verschiedene Ideen, springst vom einen Gliederungspunkt zum nächsten und schreibst lose Textbruchstücke ohne Zusammenhang? Je weiter Deine Arbeit voranschreitet, desto mehr langweilt Dich das Thema und Du würdest Dich am liebsten zwischendurch mit etwas ganz anderem befassen? Dann nennen Dich Schreibcoaches auch „Eichhörnchen“. Folgende Kriterien machen diesen Schreibtyp laut dem Schreibtypentest der Leuphana Universität Lüneburg aus:

  • schreiben gerne dort in ihrem Text weiter, wo sie gerade Lust und/oder die meisten Ideen haben,
  • arbeiten in ihrem Text an vielen Stellen parallel und lassen ihn so gleichmäßig wachsen,
  • unterbrechen manchmal das Schreiben ganz, um erst einmal weitere Informationen zu recherchieren,
  • schreiben gerne in kleinen Einheiten,
  • fühlen sich leicht erschöpft, wenn sie lange an einer Thematik arbeiten.

Ein kleinteiliges Vorgehen ist im Jurastudium grundsätzlich von Vorteil. Probleme und Streitstände tauchen in juristischen Hausarbeiten immer an einzelnen, ganz konkreten Stellen auf. Meistens ist es deswegen unproblematisch, sich zunächst intensiv mit einem Mordmerkmal auseinanderzusetzen und dann erst im Detail die Abgrenzung zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit zu prüfen. Auch ist es immer richtig, den Schreibprozess abzubrechen und neue Erkenntnisse aus einer weiteren Recherche in Deinen Text einfließen zu lassen.

Dabei darfst Du aber den Überblick nicht verlieren. Deine Arbeit muss am Ende logisch aufgebaut sein und einem roten Faden folgen – sonst verlieren Deine Leser:innen den Überblick. Beachte außerdem, dass der Gutachtenstil strengen Regeln folgt. So prüft man im Zivilrecht vertragliche Ansprüche immer vor den deliktischen. Und im Strafrecht prüft man den subjektiven Tatbestand immer erst (und nur), wenn man den objektiven Tatbestand bejaht hat. Solange Dein Endergebnis sich an diese Regeln hält, hast Du als Eichhörnchen nichts zu verlieren. Ein Tipp: Hängt Dir das Thema Deiner Hausarbeit nach zwei Wochen zum Hals raus, mach zwischendurch immer wieder ein paar Tage Pause und beschäftige Dich mit etwas ganz anderem. So tankst Du neue Energie, um danach motiviert an Deinem alten Text weiterzuarbeiten.

Der oder die Zehnkämpferin

Du hast gleich mehrere Word-Dokumente mit den Namen „Hausarbeit Version 1“, „Hausarbeit Version 1.1“, „Hausarbeit Version 2“ usw.? In Deinem Textdokument sind einzelne Passagen farblich hervorgehoben? Auf eine Frage existieren mehrere – unterschiedlich ausformulierte – Antworten? Oft löschst Du ganze Absätze und schreibst sie komplett neu? Du gehörst zu den Zehnkämpfer:innen. Folgende Kriterien machen diesen Schreibtyp laut dem Schreibtypentest der Leuphana Universität Lüneburg aus:

  • überarbeiten ihren Text mehrmals sehr umfassend, sodass kaum noch etwas oder gar nichts mehr vom ursprünglichen Text zu erkennen ist,
  • schreiben ihre Texte evtl. ein- oder mehrmals ganz neu – das ist die andere Variante des Versionenschreibens,
  • haben oftmals die Qual der Wahl zwischen unterschiedlichen Textversionen.

Sich nicht mit der erstbesten Version eines Textes zufriedenzugeben, ist in Ordnung. An Deinen Texten intensiv zu arbeiten und die perfekte Formulierung zu suchen, führt dazu, dass Du am Ende eine sprachlich gelungene Hausarbeit abgibst. Pass lediglich darauf auf, dass Du Dich in den verschiedenen Versionen Deiner Arbeit nicht verzettelst. Außerdem muss Dir klar sein, wann Schluss ist. Einen Tag vor Abgabe nochmals ein komplettes Kapitel neu zu schreiben, geht meistens nach hinten los. Vor allem in juristischen Gutachten, wo ein Abschnitt logisch dem nächsten folgt und man nicht einfach einzelne Abschnitte entfernen oder komplett umschreiben kann ohne die Bedeutung der ganzen Arbeit zu ändern. Du kannst Dich zwischen zwei Versionen einfach nicht entscheiden? Bitte doch Deine Kommiliton:innen um Hilfe.

Du siehst also, wie Menschen an das Schreiben herangehen, kann ganz unterschiedlich sein. Es gibt kein „Richtig“ oder „Falsch“. Nur, weil Deine Kommiliton:innen nach zwei Tagen bereits mit dem Schreiben beginnen, musst Du das nicht auch tun. Werde Dir bewusst, welchem Schreibtyp Du angehörst und nutze dessen Vorteile gezielt. Achte aber auch auf Deine Schwächen und räum ihnen nicht zu viel Macht über Dich ein.


Zum Schreibtypentest: https://schreibtypentest.web.leuphana.de/

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