Interview: Frag den… Justizminister des Landes NRW

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Juristische Berufserfahrung aus erster Hand: Im Interview mit dem Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Benjamin Limbach

Dr. Benjamin Limbach studierte Rechtswissenschaften an der Universität Bonn und legte sein Rechtsreferendariat von 1997 bis 1999 beim Landgericht Bonn ab. Er promovierte zum Thema „Der drohende Tod als Strafverfahrenshindernis“. Nach einer Tätigkeit als Richter am Verwaltungsgericht Köln, übernahm er ab 2003 Leitungsaufgaben im Justizministerium Nordrhein-Westfalen und war von 2014-2020 Direktor der Fachhochschule für Rechtspflege Nordrhein-Westfalen und Leiter des Ausbildungszentrums der NRW-Justiz sowie ab 2020 Präsident der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung. Seit Juni 2022 ist er Minister der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen.

Berufsspecial

Sehr geehrter Herr Dr. Limbach, herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, Wissenswertes über Sie und Ihren Beruf als Justizminister mit unseren JURios-Leser:innen zu teilen! Wollten Sie eigentlich schon immer in die Politik?

Dr. Limbach: „Ursprünglich wollte ich in der Ministerialverwaltung arbeiten. Wegen eines Einstellungstops bin ich damals zunächst Verwaltungsrichter geworden. An einen Einstieg in die Politik habe ich tatsächlich nicht gedacht.“

Sie spielen eine Runde Tabu und müssen als Erklärer Ihren Mitspieler:innen den Begriff „Justizminister“ umschreiben. Welche fünf Tabu-Begriffe, die dabei nicht genannt werden dürfen, stehen auf Ihrer Karte, um Ihren Suchbegriff nicht direkt zu entlarven?

Dr. Limbach: „Politik, Rechtsprechung, Staatsanwaltschaft, Justizvollzug, Verantwortung.“

Nehmen Sie uns an die Hand und führen Sie uns durch einen typischen Arbeitstag als Justizminister. Was hat sich gegenüber Ihren früheren Tätigkeiten geändert? Vermissen Sie die Zeit am Verwaltungsgericht?

Dr. Limbach: „Mein Terminkalender hat eine deutlich engere Taktung und ist insgesamt viel voller als in allen anderen früheren Tätigkeiten. Verwaltungsrichterinnen und Verwaltungsrichter beneide ich darum, eine Rechtsfrage tiefgehend prüfen zu dürfen.“

Apropos „typischer Tag“: Was sind typische Probleme und Fragestellungen, die Ihnen tagtäglich in Ihrer Arbeit begegnen – was war im Gegenteil dazu das Kurioseste, was Ihnen als Justizminister widerfahren ist?

Dr. Limbach: „Wie verteilen wir in Zeiten knapper Kassen die Ressourcen gerecht auf die verschiedenen Bereiche der Justiz? Wie werden wir im Justizvollzug den Herausforderungen gerecht, die sich aus der Zunahme der psychischen Erkrankungen ergeben? Wie finden wir ausreichendgut ausgebildeten Nachwuchs angesichts des demographischen Wandels? Wie gestalten wir erfolgreich die Digitalisierung der Justiz? Wie können wir Rechtsstaatsbildung in die Fläche unseres Landes bringen?

Das Kurioseste: Wie unnatürlich ich vor der Kamera stehen muss, damit ich in einem Video “natürlich rüberkomme“.“

Was reizt Sie an der Politik und an Ihrer Möglichkeit, unsere Gesellschaft zu prägen und zu gestalten? Was sind für Sie die größten Herausforderungen, vor denen die Justiz NRW steht? Und: Welche Pläne haben Sie, um mehr junge Jurist:innen von Justiz und Verwaltung zu begeistern.

Dr. Limbach: „Ich schätze insbesondere die Gestaltungsmöglichkeiten, mit denen wir für die Bürgerinnen und Bürger den Zugang zum Rechtsstaat erleichtern können, und mit denen wir die Arbeit der 43-tausend Menschen, die in der Justiz arbeiten, verbessern können. Die größten Herausforderungen liegen in den Bereichen Digitalisierung, Nachwuchsgewinnung und Verteilung der finanziellen Ressourcen.

Wir investieren dabei zum Beispiel auch in unsere Nachwuchswerbung, um junge Menschen auf die Vorteile einer Tätigkeit in der Justiz, aufmerksam zu machen. Wir führen den integrierten Bachelor ein, um mehr jungen Menschen Mut zu machen, ein Jurastudium aufzunehmen (JURios berichtet). Wir wollen die Arbeit noch familienfreundlicher gestalten mit der Möglichkeit mobilen Arbeitens inklusive der notwendigen technischen Ausstattung, der Möglichkeit Führungsaufgaben in Teilzeit wahrzunehmen, und attraktive Entwicklungsmöglichkeiten für die eigene Personalentwicklung umzusetzen.“

Jetzt haben Sie uns schon sehr von Ihrem Beruf überzeugen können. Was muss man tun, um Karriere in der Politik zu machen und welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?

Dr. Limbach: „Politiker brauchen eine klare persönliche Haltung, einen stabilen Charakter, Gelassenheit im Umgang mit den Fährnissen des Lebens, gute Ratgeber und einen starken Rückhalt in Familie und Freundeskreis. Und ganz wichtig ist jemand, der ihnen immer die Wahrheit sagt und sagen darf.“

Zu guter Letzt: Versetzen Sie sich in Ihr Erstsemester-Ich zurück. Was würde es heute von Ihrem Werdegang halten und umgekehrt: was würden Sie sich selbst raten?

Dr. Limbach: „Mein Erstsemester-Ich würde sich verwundert die Augen reiben. Ich würde ihm raten, seinen Weg geduldig zu verfolgen und auf seine Fähigkeiten zu vertrauen.“

Herr Dr. Limbach, vielen Dank für Ihre spannenden Einblicke!


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