Jurastudium: Trotz Lernstress bei Laune bleiben – Tipps für ein entspanntes erstes Semester

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In den ersten Wochen an der Uni kommt einem als Jurastudent:in alles undurchschaubar vor. Schnell fühlt man sich eingeschüchtert, von all den anderen, die scheinbar schon einen Durchblick haben und angeblich auch schon das ganze Semester durchgeplant haben. Überforderung und Frust tritt im Jurastudium schnell ein. Damit dies nicht passiert, ist gerade die richtige Herangehensweise an das Lernen bereits im ersten Semester des Jurastudiums besonders wichtig. Hier unsere Tipps:

Tipps fürs Jurastudium

Tipp Nr. 1:  Zeit verschaffen!

Die Stoffmenge im Jurastudium ist nicht zu unterschätzen, jede Woche geht man in die Vorlesung, sitzt da und lässt sich berieseln. Manchmal schweift man ab und greift zum Handy, scrollt durch Social-Media und beantwortet Nachrichten und siehe da schon ist das Semester vorbei und die Klausuren stehen an. Innerhalb von einer Woche muss der Stoff sitzen, doch das ist so gut wie unmöglich. Denn gerade am Anfang des Jurastudiums muss nicht nur das materielle Recht verinnerlicht werden, sondern auch das juristische Handwerk selbst. Nur die Wenigsten haben zuvor vom Gutachtenstil gehört, wissen was juristische Definitionen und Schemata sind und können das Gesetz auslegen und teleologisch reduzieren. Es reicht also nicht, wie zuvor in der Schule schnell einen Blick in die (damals noch von den Lehrkräften vorbereiteten) Unterlagen zu werfen.

Die Konsequenz sind Angst, Stress und Frust. Unterbewusst baut sich das Feindbild Jura auf. Man zweifelt, ob das Jurastudium die richtige Wahl war. Das alles lässt sich jedoch leicht verhindern, indem man von Anfang an lernt. Jeden Tag ein Stück. Ob es ein Fall ist, den man durcharbeitet oder ein Kapitel im Lehrbuch: wer rechtzeitig anfängt, erspart sich sehr viel Stress und lernt effektiver, denn das Erlernte bleibt meist auch im Langzeitgedächtnis und wird nicht aufs Papier gebracht und wieder vergessen, wie es beim „Bulimielernen“ geschieht. Und das Vergessen ist an dieser Stelle ein wichtiges Stichwort, denn alles, was man lernt, braucht man am Ende ohnehin für nachfolgende Klausuren und später dann für das Staatsexamen und sollte keinesfalls wieder in Vergessenheit geraten. Daher ist es wichtig, diszipliniert den Stoff regelmäßig zu wiederholen, sodass nie allzu große Lücken entstehen.

Tipp Nr. 2: Vorlesungen und Lernen

Vorlesungen können sinnvoll aber auch eine Zeitverschwendung sein (siehe “Muss ich wirklich alle Vorlesungen besuchen?”). Jeder Typ ist anders und so kann es sein, dass der eine oder die andere mit den Vorlesungen nicht viel anfangen kann. Da im Jurastudium keine Anwesenheitspflicht für Vorlesungen besteht, kann die Zeit besser genutzt werden, z.B. indem man in die Bibliothek geht und mit der passenden Literatur Kapitel selbst erarbeitet. Folien abzuschreiben und sich selbst einzureden, man würde dadurch etwas lernen, ist nicht nur kontraproduktiv, es ist pure Zeitverschwendung. Und wie wir bereits gelernt haben, ist die Zeit der wichtigste Faktor im Semester.

Auch das richtige Lernen selbst muss erst erlernt werden: Anders als in der Schule reicht es nicht aus, den Stoff auswendig zu lernen (zu den wichtigsten Lernmethoden). Natürlich ist es wichtig, eine Basis an Wissen zu schaffen, indem man beispielsweise gängige Definitionen lernt, denn ohne diese wird man beispielsweise in der Strafrechtsklausur (die 24 wichtigsten Definitionen) nicht weit kommen. Reines Lesen und Markieren des Prüfungsstoffes ist hingegen noch keine Verinnerlichung und bringt kein Verständnis für den Stoff. Auch durch das Schreiben unzähliger Karteikarten und Zusammenfassungen verliert man Zeit, die man besser in das Lösen von Fällen investiert. Denn man erlernt das juristische Handwerk durch stetige Übung. Es ist daher empfehlenswert, angebotene Übungsklausuren mitzuschreiben, um aus den eigenen Fehlern zu lernen und zu analysieren worin die eigenen Schwächen und Stärken liegen. Auch der Austausch in Lerngruppen und das gemeinsame Besprechen von Fällen in den AGs ist hilfreich, um den Stoff zu ordnen und gerade am Anfang des Studiums den Gutachtenstil erlernen zu können.  

Tipp Nr. 3: die Wahl der Literatur

Gleich am Anfang jeder Vorlesung wird der:die Professor:in eine Literaturliste präsentieren. Oft enthält diese dicke Lehrbücher oder einen Verweis auf die eigenen Werke. Nicht alles, was dort empfohlen wird, ist jedoch zielführend. Wichtig ist, nicht auf Empfehlungen anderer zu achten, sondern die Bücher und Materialien zu finden, die zu einem selbst am besten passen. Dazu geht man in die Bibliothek und sucht sich verschiedene Skripte, Fallbücher und Lehrbücher aus und liest beispielsweise das aktuelle Thema der Vorlesung nach. Schnell wird man merken, dass der Schreibstil oder die Lehrmethode einiger Bücher beim Lesen nur verwirrt, hingegen andere das Thema verständlich herantragen. Dies ist wichtig, um produktiv lernen zu können, denn es bringt nichts, Literaturempfehlungen zu folgen und dann jeden Satz dreimal lesen zu müssen, weil Problematiken viel zu hochgestochen erklärt werden. Wir haben dir eine Liste mit Literatur für das erste Semester erstellt (die natürlich weder abschließend ist noch ultimativen Geltungsanspruch hat).

Tipp Nr. 4: Sport und Meditation

Bei all dem Lernen und dem Prüfungsstress und inmitten von Organisation und Bewältigung der alltäglichen Probleme ist es auch wichtig, zur Ruhe zu kommen (diese Typen von Ruhe gibt es). Denn wer keine Erholungsphasen einbaut, der baut nur Unlust, Müdigkeit und Motivationslosigkeit auf. Essenziell ist, genügend Schlaf zu haben, aber auch Meditieren kann helfen, um frisch in den Tag zu starten. Personen für die Meditation nichts ist, können sich hingegen beim Sport auspowern, um den Kopf freizubekommen. Ein großes Angebot an verschiedenen Kursen (von B wie Basketball bis Y wie Yoga) bieten hier die Unis im sog. Unisport (zu vergünstigten Preisen) selbst an. Dort könnt ihr euch auch mit anderen Kommiliton:innen austauschen und Kontakte knüpfen.

Tipp Nr. 5: Hobbys

Zuletzt sollte neben dem Lernen immer Platz für Freizeit bleiben. Denn wer nicht abschaltet und das Lernen selbst zum Mittelpunkt macht, der verpasst nicht nur das Leben, sondern macht auch etwas falsch. Für eure Hobbys sollte daher immer Zeit bleiben. Und gerade an der Uni – die einen komplett neuen Lebensabschnitt darstellt – kann man auch tolle neue Hobbies entdecken. Neben dem Jurastudium sollten außerdem Freund:innen und Familie nicht zu kurz kommen. Denn persönliche Beziehungen sind das, auf was es im Leben wirklich ankommt. Das Jurastudium ist nur ein kleiner Baustein auf dem Weg zu einer erfüllten beruflichen Zukunft.

Keine Panik!

Wer mit Disziplin und einem kühlen Kopf an das Semester herangeht, wird schnell merken, dass das Jurastudium so viele Freiheiten bietet, wie kaum ein anderer Studiengang und das Gestalten des Semesters tatsächlich in den eigenen Händen der Studierenden liegt. Es liegt somit auch an Euch, ob Ihr prokrastiniert und alles bis zum letzten Moment aufschiebt oder ob ihr am Ball bleibt und dadurch ein entspanntes Semester gestaltet. Dabei sollte Euch immer klar sein: Die anderen kochen auch nur mit Wasser!

 

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Jana Borochowitsch
Jana Borochowitsch
Autorin, Studentin der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

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