„Denim Day“ – Freispruch wegen Vergewaltigung, weil Opfer (zu) enge Jeans trug

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Triggerwarnung: Vergewaltigung

Ende April findet jährlich der sog. „Denim Day“ statt. Trotz seines unscheinbaren Namens, mit dem man zunächst nur Jeanshosen assoziiert, hat der Tag einen ernsten Hintergrund. Der „Denim Day“ erinnert seit 1999 an die Vergewaltigung einer 18-Jährigen Italienerin im Jahr 1992. Ihr Vergewaltiger wurde damals freigesprochen, weil das Opfer eine (zu) enge Jeans trug.

Der Vorfall ereignete sich 1992 in der Nähe von Neapel. Die 18-Jährige wurde während ihrer ersten Fahrstunde von ihrem 45-Jährigen Fahrlehrer vergewaltigt. Nachdem der Mann sie mit dem Auto in eine abgelegene Gegend gefahren hatte, zwang er seine Fahrschülerin dazu, das Auto zu verlassen. Er zog ihr gewaltsam die Jeans von den Beinen und vergewaltigte sie. Unmittelbar nach dem Vorfall alarmierte die junge Frau ihre Eltern und zeigte ihren Fahrlehrer bei der Polizei an.

Freispruch, weil einvernehmlich

Was daraufhin geschah, sorgte für einen großen Aufschrei. Der Vergewaltiger wurde von einem italienischen Gericht lediglich zu einer geringeren Strafe wegen „unsittlicher Entblößung“ verurteilt. In der Berufungsinstanz wurde der Fahrlehrer schließlich wegen Vergewaltigung verurteilt. Doch der Oberste Gerichtshof Italiens hob das Urteil auf und sprach den Mann vom Vergewaltigungsvorwurf frei. Die Richter begründeten ihre Entscheidung damit, dass das Opfer ein Mitverschulden an ihrer Vergewaltigung träfe. Sie hätte eine so enge Jeans getragen, dass es dem Täter nicht möglich gewesen sei, diese ohne Mithilfe des Opfers auszuziehen. Da die junge Frau beim Ausziehen mitgeholfen habe, sei der Sex wohl einvernehmlich gewesen.

Die Begründung des Gerichts rief damals weltweit Empörung hervor. Am Tag nach der Entscheidung protestierten Mitglieder des italienischen Parlaments, indem sie Jeans trugen und Plakate mit der Aufschrift “Jeans: Ein Alibi für Vergewaltigung“ hochhielten. Trotzdem handelt es sich bei diesem Vorfall um keine Seltenheit. Das Argument, dass Frauen auf Grund ihrer Kleiderwahl an ihrer Vergewaltigung mitschuldig seien, ist ein trauriger Bestandteil der Rechtsgeschichte weltweit. Aus allen Ländern sind derartige “Minirock-Argumente” bekannt, die das Recht von Frauen auf sexuelle Selbstbestimmung und ein gewaltfreies Leben seit Jahrhunderten dezimieren.

Inspiriert von dem italienischen Vorfall im Jahr 1992 rief Patricia Giggans, damalige Exekutivdirektorin der Los Angeles Commission on Assaults Against Women (heute „Peace Over Violence“) im Jahr 1999 den „Denim Day” ins Leben. An der weltweiten Veranstaltung beteiligen sich inzwischen jährlich über 12 Millionen Menschen. Seit 2011 begehen mindestens 20 US-Bundesstaaten den „Denim Day“ ganz offiziell am letzten Mittwoch im April. Das Tragen von Jeans an diesem Tag ist zu einem internationalen Symbol des Protests gegen sexuelle Übergriffen geworden.

Ausstellungen zeigen Kleidung von Vergewaltigungsopfern

“Was hast du an dem Tag angehabt?” Unter diesem Titel fand 2018 in der belgischen Gemeinde Molenbeek eine Kunstaustellung statt, in der die Kleidung von Vergewaltigungsopfern gezeigt wurde. In der Ausstellung im Centre Communitaire Maritime war die Kleidung von 18 Studentinnen aus Kansas zu sehen, die diese trugen, als sie vergewaltigt wurden.

In Deutschland gibt es 2023 eine ähnliche Ausstellung mit 12 Kleidungsstücken von deutschen Vergewaltigungsopfern unter dem Motto „Was ich an hatte…“. Das Projekt ist als Wanderausstellung konzipiert und tourt durch die Bundesrepublik.


Fundstelle: https://denimday.org/history

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