Designer-Klage wirft Shein mafiöse Strukturen iSd. RICO-Acts vor

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Der chinesische Modehändler Shein wird auf Grundlage des Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act (kurz RICO) verklagt. Drei Grafikdesigner:innen werfen dem Fast-Fashion-Riesen Urheberrechtsverletzungen vor. Das Vorgehen von Shein soll dabei dem organisierten Verbrechen gleichkommen.

In der Klage vor einem kalifornischen Bundesgericht werfen die Designer:innen Krista Perry, Larissa Martinez und Jay Baron Shein vor, Kopien ihrer Modedesigns produziert und vertrieben zu haben. Angeblich soll Sein dabei eine KI verwenden, die Modetrends voraussagt. Das chinesische Unternehmen soll so bis zu 600 erfolgsversprechende Designs konzipieren – jeden Tag.

Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act

Dabei berufen sich die Kläger:innen auf den Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act (RICO). Das US-Gesetz wurde 1970 erlassen und erstmals gegen die amerikanische Mafia eingesetzt. RICO wendete sich ursprünglich vor allem gegen die Schutzgelderpressung (Racketeering) verschiedener krimineller Vereinigungen. Der RICO-Act ermöglicht es darüber hinaus, Personen wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung anzuklagen, auch wenn sie Straftaten nur angeordnet, aber nicht selbst ausgeführt haben. Dabei geht es nicht nur um die Strafbarkeit der beteiligten Personen, sondern das Gesetz ist gleichzeitig auch zivilrechtliche Grundlage für Schadensersatzansprüche. Zuletzt erreichte RICO internationale Bekanntheit, weil die US-Strafverfolgungsbehörden 2015 den internationalen Fußballverband FIFA als korrupte Organisation im Sinne des RICO-Act einschätzte.

Die Designer:innen werfen Shein vor, dass es sich bei dem Modehändler nicht um ein Unternehmen, sondern um eine dezentralisierte Unternehmensgruppe handele, die geschaffen wurde, um Haftungsrisiken zu minimieren. Deswegen ähnele Shein einer kriminellen Vereinigung. Ein Shein-Sprecher gab an, dass sich das Unternehmen gegen die Vorwürfe juristisch wehren wolle. Das Unternehmen nehme Urheberrechtsverstöße sehr ernst.

500 US-Dollar für Design-Klau

Die Designerin Krista Perry aus Massachusetts berichtet hingegen, dass sie eines ihrer Designs bei Shein entdeckt und sich daraufhin an die Mailadresse copyright@shein.com gewendet habe. Das Modeunternehmen hätte ihr daraufhin 500 US-Dollar geboten, wenn sie ihre Vorwürfe fallenlasse. Perry lehnte das Angebot ab. Im folgenden Jahr wandte sich Shein an Perry, um sie zu fragen, ob sie einen Beitrag für eine von aufstrebenden Künstler:innen entworfene Kollektion leisten wolle.

Yay Baron, Gründer von Retrograde Supply Co. behauptet, Shein habe einen gestickten Aufnäher mit dem Satz “Hello, I’m Trying My Best” von ihm gestohlen. Larissa Martinez, CEO des in Los Angeles ansässigen Bekleidungsunternehmens Miracle Eye, erzählt, der Einzelhändler habe ihr Design eines orangefarbenen Daisy-Overalls gestohlen.

Viel Kritik an Shein

Das Fast-Fashion-Unternehmen steht schon seit längerem in der Kritik. Berichten zufolge haben die Beschäftigten 75-Stunden-Schichten und arbeiten unter prekären Bedingungen ohne Fenster oder Notausgänge. Shein hat nach Recherchen von Reuters Verstöße gegen den britischen Modern Slavery Act begangen, der Zwangsarbeit verhindern soll.

Shein soll jährlich außerdem etwa 6,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid produzieren und gilt damit als besonders umweltschädlich. Greenpeace gab 2022 bekannt, dass in 96 Prozent aller Shein-Produkte gefährliche Chemikalien gefunden wurden.

Um sein angeschlagenes Image aufzupolieren, lud Shein im Juni 2023 mehrere ausgewählte Influencer:innen in eine seiner Lagerhallen in China ein. Die Image-Kampagne ging jedoch nach hinten los und sorgte im Netz für Spott. Den Influencer:innen wurde vorgeworfen, käuflich zu sein. Stattdessen hätte Shein lieber investigative Journlist:innen einladen sollen.

Shein wurde erst 2008 von dem chinesischen Geschäftsmann Chris Xu gegründet. Der Wert des Unternehmens wurde Mitte 2021 auf 30 Milliarden US-Dollar geschätzt.

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