Jura studieren mit Nebenjob – riskiere ich mein Staatsexamen?

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Die Rechtsanwältin und FDP-Politikerin Ria Schröder (MdB) äußerte sich in einem Spiegel-Interview kontrovers zu den Themen Bafög und Studienfinanzierung – und erhitzt damit die Gemüter. Sie fragt: „Warum gehen manche Leute nicht neben dem Studium arbeiten?“. Der Versuch einer Antwort, und warum wir mal kurz aufschlüsseln müssen, was es eigentlich bedeutet, einen Nebenjob zu haben.

Tipps fürs Jurastudium

Neben dem Studium arbeiten

Viele – nach letzten Erhebungen etwa Dreiviertel aller Studierenden – gehen neben ihrem Studium einer bezahlten Nebentätigkeit nach. Und da fängt es eigentlich schon an: wenn wir von „neben dem Studium arbeiten“ sprechen, ist damit nur eine bezahlte Nebentätigkeit gemeint und bereits nicht mehr erfasst, wer noch neben seinem Studium die eigenen Kinder erzieht, wer Angehörige pflegt, oder anderweitig unbezahlte Care-Arbeit übernimmt.

Wir sprechen also über einen Job als studentische Hilfskraft an einem Lehrstuhl, einen Minijob auf 520 Euro Basis oder eine Werkstudentenstelle.

Wie sich ein Nebenverdienst auf dein Bafög auswirkt, erfährst du hier. Wichtig ist jedoch, dass Du im Auge behältst, dass du im Jahresdurchschnitt eine wöchentliche Arbeitszeit von 20 Stunden pro Woche nicht überschreitest, um deinen eventuellen Anspruch auf Kindergeld nicht zu verlieren. Überschreitest du außerdem monatlich im Durchschnitt die 520 Euro oder jährlich 6.240 Euro, wirst Du sozialversicherungspflichtig.

Organisation

Was oft dargestellt wird, als würde man mit ein bisschen Nebentätigkeit problemlos sein Studienleben finanzieren können, sieht dann in der Realität folgendermaßen aus:

Zunächst muss man sich darüber im Klaren werden, wie viele Stunden man realistischerweise neben seinem Studium ableisten kann oder muss. Sobald diese Frage geklärt ist, sucht man nach einem passenden Nebenjob, welchen man heutzutage typischerweise auf Jobportalen, bei den Stellenwerken der jeweiligen Universität oder auf Karrieremessen findet. Dabei ist es Typsache, ob die Stelle juristische Arbeitsaufgaben beinhalten soll, so etwa an Lehrstühlen, in Kanzleien oder in Rechtsabteilungen, oder nichts mit Jura zutun hat – beides hat seine Vor- und Nachteile.

Aus organisatorischen Gründen kann es ideal sein, einen Job zu finden, welcher im Home-Office abgeleistet werden kann, oder in der Nähe der Universität oder Wohnung liegt. Das kann man sich wohlgemerkt nicht immer frei aussuchen!

Der (neue) Nebenjob will nun mit dem Studium – der Haupttätigkeit – vereinbart werden. Die Arbeitszeiten sollten dabei idealerweise nicht mit Vorlesungen, die man besuchen will, kollidieren. In Klausurenphasen muss man sich oft Urlaub nehmen; während der Ableistung von Pflichtpraktika ist individuell zu schauen, ob Vereinbarungen zu Arbeitszeiten mit der Praktikumsstelle und/oder dem Arbeitgeber getroffen werden können.

Das erfordert oftmals gutes Zeitmanagement, nicht selten Kommunikationsgeschick, aber fast immer Durchhaltevermögen und Disziplin. Schnell stellt sich dann die Frage nach Interessenkonflikten – nicht nur denen zwischen Nebenjob und Praktikumsstelle, sondern auch Prioritätensetzung zwischen Jurastudium und (notwendiger) Nebentätigkeit, und das jedes Semester, sowie während jeder Hausarbeit, Seminararbeit und jedes Pflichtpraktikums auf’s Neue.

Vor- und Nachteile

Die Vorteile liegen auf der Hand. Zum einen verdient man durch einen Nebenjob Geld, das zur Lebensführung benötigt wird oder einen netten Zuverdienst darstellt. Zum anderen kann man in juristischen Nebenjobs erste Einblicke in die Praxis erhalten, nützliche Kontakte knüpfen, Rechtsgebiete entdecken und erworbenes Wissen erstmals anwenden. Sowohl in juristischen, als auch nicht-juristischen Jobs erwirbt man außerdem wichtige Softskills.

Die Nachteile sind leider eben so klar: ein Nebenjob kostet immer Zeit. Zeit, die man ebenso in sein Studium investieren könnte. Dabei ist es individuell, ob man diese tatsächlich für das eigene Studium aufgewendet hätte. Trotzdem sind es mehrere Stunden wöchentlich, die man mit Lernen verbringen könnte, eine Übungsklausur schreiben könnte, aufnahmefähig wäre, aber arbeiten geht. Nicht selten muss man dann seine Freizeit kürzen oder streichen, damit das Studium nicht leidet, wiederum zulasten der notwendigen Erholungsphasen. Gerade in Zeiten der Examensvorbereitung kann das sehr herausfordernd sein und diszipliniertes Zeitmanagement erfordern, z.B. mithilfe eines Terminkalenders und Timeboxing. Und auch wenn man es schafft, genug Zeit für Lernen oder Erholung einzuplanen, sollte nicht unterschätzt werden, dass diese konstante Dauerbelastung sich auf die psychische Verfassung auswirken kann.

Fazit

Jurastudierende, die neben dem Studium arbeiten, riskieren damit natürlich nicht automatisch ihr Staatsexamen. Trotzdem gibt es gute Gründe, neben dem Studium nicht zu arbeiten, sofern man nicht darauf angewiesen ist oder sich zu wünschen, keiner bezahlten Nebentätigkeit nachgehen zu müssen. Lasst euch dennoch gesagt sein: lasst euch nicht entmutigen, ihr könnt das schaffen.

Wer nun nicht still die Zähne zusammenbeißen, sondern seinen Unmut über die juristische Ausbildung kanalisieren möchte, kann das schon am 10. November tun, wenn vor der JuMiKo in Berlin gestreikt wird. Alle Informationen dazu findest du hier.


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Aprilia Grabowski
Aprilia Grabowski
Die Autorin ist derzeit Rechtsreferendarin und interessiert sich für KI, juristische Expertensysteme, Wettbewerbsrecht und den Kampf gegen HateSpeech.

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